Papierfabriken Landquart: 1.8.1950-30.6.1954

So ging es ans Zügeln; Hanni von Neuchâtel nach Amriswil bezw. an eine Stelle in Kreuzlingen, ich nach von Basel nach Chur, als Pensionär zu Mutter und Bruder Toni. Zur Arbeit pendelte ich in die Verkaufsabteilung der Papierfabriken Landquart, mit der Rhätischen Bahn.

Hier traf ich auf eine ultra-konservative Gesellschaft. Die Direktoren Scherrer (Betrieb) und Mäder (kaufmännisch) waren Herrgötter, die man, als Angestellter, nicht ohne Weiteres an-sprach. - Mein gleichaltrigre Kollege Armin Zack, der sich bald zur Verkaufs-Equipe gesellte und ich änderten das zwar nach und nach, hauptsächlich mit Interventionen bei Scherrer.

Da es weder in der Fabrik noch im Verkauf eine Terminkontrolle gab, kam es zu häufigen Rekla-mationen der Kunden (Papierhandlungen und Druckereien) bei verspäteten Lieferungen, mit Telefonaten, die oft an Armin und mir hängen blieben, denn die Hierarchie mit dem Verkaufl-leiter Götz spielte leider nicht. So mussten wir „Knechte“ gezwungenermassen direkt bei Direktor Scherrer vorsprechen, in diplomatischer Art, quasi in „Bitten und Betteln“ um Fabri-kations-Kapazität.

Da ich das Mittagessen im nahen Gasthof einnahm, zusammen mit Bernhardiner Barri und Katze Miau-Miau (teils unter, neben oder auf dem Tisch!) blieb mir stets 1 Stunde Zeit für Rundgänge in der Fabrik.

So lernte ich die Papierbranche gründlich kennen durch "Zuschauen und Verstehen", z.B. an den Papiermaschinen, den Kalandern, in der Ausrüstung (Schneiden, Blatt-Kontrollen), u.a.m.

Die Besuche durch Mitarbeiter aus dem Verkaufsbüro an den Maschinen waren sich die Arbeiter und Abteilungsleiter der Fabrik gar nicht gewohnt, duldeten Armin und mich aber (oder schätzten vielleicht das Interesse der beiden Jungkaufleute?!).

Die Feinpapier-Branche fesselte mich ausserordentlich; im Verkauf waren wir auch mit der Druckerei-Branche konfrontiert; deshalb studierte man den Buch-, Offset- und Tiefdruck. Das kam mir an der nachfolgenden Stelle in der Verpackungsmaschinenfabrik SIG sehr zugute und half mir als Kaufmann im Kontakt mit den Maschinenbauern und den Kunden.

Bei Ferienabwesenheit des Verkaufsleiters bekam ich, als dessen offizieller Stellvertreters, eine Lohnzulage (nur während dieser 4 Wochen!) - eine sehr kleinmütige Interpretation eines Arbeitsverhältnisses!

Eine Weiterentwicklung in meiner Stellung sah ich leider nicht. Dazu kamen private Gründe, die Hanni und mich zu einer Domizil-Änderung drängten.

Dank meinen Arbeitszeugnissen und guten Referenzen konnte ich die nächste Arbeitsstelle aussuchen zwischen einer Möbelfabrik mit eigenem Sägewerk, einem Papierverarbeitungs-Werk oder zwei Maschinefabriken; auf eine davon fiel unsere Wahl!

cmi 6.8.2013